Letzten Samstag durfte ich mich von der wunderbaren Bixi (Mrs. Bonnie) in ihrem Salon Frisurpur verwöhnen lassen. Sie ist nicht nur eine begnadete Coiffeuse, die sich im Rockabilly- und Vintage Hairstyle auskennt, sie ist auch als Mensch einfach grandios. Damit auch du sie kennenlernst, habe ich sie in Recherswil besucht und ihr einige Fragen gestellt:
Bixi, starten wir mit deinen Anfängen. Warum hast du damals die Ausbildung zur Coiffeuse gemacht?
Weil ich keine Lehrstelle als Floristin gefunden habe. Im Dorf wurde eine Lehrstelle als Coiffeuse angeboten, das war praktisch, also habe ich mich beworben und den Ausbildungsplatz gekriegt. Das war 1986. Die Ausbildung dauerte dann drei Jahre, danach habe ich noch ein Jahr Ausbildung zur Herrencoiffeuse angehängt. Ich habe mir gedacht, wenn schon Coiffeuse, dann möchte ich auch Damen und Herren bedienen können. Zu Beginn war es vielleicht nicht gerade mein Traumjob. Aber in den drei Jahren meiner Ausbildung habe ich gelernt, meinen Beruf zu lieben.
Wenn du noch einmal von vorne beginnen könntest, was würdest du anders machen?
Ich würde wohl nach der Ausbildung als Flight Attendant arbeiten. Obwohl ich vielleicht wegen meiner Grösse gar nicht angenommen würde. Aber trotzdem, das hätte mir bestimmt Spass gemacht. Wir sind zwar früher nie viel gereist. Aber wenn ich in der Luft war, ging es mir einfach gut. Dann habe ich mir allerdings einen Hund gekauft und mich selbständig gemacht, also war das mit der Serviertochter in der Luft auch gleich gegessen.

Wann hast du dich selbständig gemacht?
1992 habe ich ein Angebot von einer damals 65jährigen Coiffeuse erhalten, ihren Laden zu übernehmen. Im Jahr 1993 habe ich dann entschieden, das Angebot anzunehmen und habe meinen Job gekündigt. Gestartet bin ich mit drei Mal Nichts. Ich hatte ein Startkapital von CHF 390.00, meinem letzten ausgezahlten Lohn als angestellte Coiffeuse. Einen Businessplan oder auch sonst einen Plan hatte ich nicht, ich bin einfach drauflos und habe die Selbständigkeit in Angriff genommen. Bis heute bereue ich es nicht.
Ungefähr 20% deiner Kundschaft sind Rockabillys oder Rockabellas. Magst du uns lieber als die anderen Kunden?
Ich mag alle meine Kunden gerne. Wenn ich natürlich Frisuren zaubern darf, die meinem Stil entsprechen, mache ich das mit sehr grosser Hingabe. Aber grundsätzlich finde ich, dass jeder meiner Kunden das Recht darauf hat, dass ich ihn mag. Auch wenn ich ihn nicht so mag (lacht). Es ist halt einfach so; ich mag meinen Beruf und meine Materie sehr gerne. Wenn mich jemand fragt, ob ich lieber Haare schneide, Dauerwelle mache oder färbe, dann muss ich einfach antworten, dass ich alles gleich gerne mache. Für mich zählt schlussendlich nur das schöne Ergebnis.


Produktefrage: Wir schlagen uns ja immer wieder rum mit den verschiedensten Haarprodukten, um unsere Frisuren zu perfektionieren. Welche Produkte empfiehlst du?
Ich empfehle von Paul Mitchell den Stay Strong Haarspray. Für Männer und Frauen. Der verklebt auch nicht so. Den kann man dann auch gut ausbürsten und trotzdem hält er super! Für klassische Victory Rolls mag ich ein ziemlich unbehandeltes Haar, das ich über die Finger drehen kann und dann mit Haarspray fixiere. Wenn man lieber auf fetthaltige Produkte zurückgreift, dann empfehle ich diese Pomade. Oder von der Schmiere gibt es auch sehr gute Produkte. Aber da würde ich eine persönliche Beratung empfehlen, weil die ja sehr viele verschiedene Varianten anbieten. Da mag nicht jeder dasselbe.
Wie bist du zu diesem Lifestyle gekommen und wann?
Das war während meiner Lehrzeit in Burgdorf, so um 1986, als ich in die Szene reingekommen bin. Ich habe damals einen Automechaniker kennengelernt, der am selben Tag Schule hatte wie ich und der in dieser Szene war.
Also gehörst du zu denjenigen, die schon das Rockabilly-Revival der 80er-Jahre mitgemacht hat.
Ja. Aber ich konnte den Stil damals nur so halbpatzig ausleben. Ich hatte leider sehr kaputte und deshalb kurze Haare. Ich hab dann halt mit Hut und Haarteilen hübsche Teddy-Frisuren gestylt. Bald hab ich auch die Thuner und Berner Szene kennengelernt und wurde zum weiblichen Kumpel der Teddys. Die anderen Frauen haben das nicht so gerne gesehen.

Was heisst es für dich, Rockabella zu sein?
Ich bezeichne mich selbst nicht als Rockabella, sondern als Teddy Girl. So haben wir uns früher genannt. Rockabella ist ein sehr moderner Ausdruck. Für mich heisst das, dass ich Freude habe an den Dingen aus den 50er und 60ern; an den Kleidern, Frisuren, Möbel. Aber für mich heisst das nicht zwangsläufig, dass ich so leben muss wie die Leute damals, denn ich bin eine starke und selbständige Frau. Ich brauche keinen Mann im Rücken, obwohl es schön ist, einen zu haben. Aber ich brauche niemanden, der mich repräsentiert. Ich kann das ganz gut alleine. Also bin ich froh, dass ich heute leben kann und nicht damals, als ich mich hätte unterbuttern lassen müssen. Und nichts desto trotz bedeutet es für mich auch, ein bisschen Wehmut zu haben an die Zeiten von damals.
Bei dir sind es die 50er und 60er, die dich beeinflussen?
Ja genau. Halt einfach das Rebellische der Männer. Die 40er sind mir zu fest Gangster und zu fest „gschmingget“ und gestylt. Ich finde es zwar sehr schön, aber für mich ist es nichts. Die 50er mit den Röcken und den Petticoats betonten eher das Weibliche, die Wonnefrau eben. In den 30er und 40er war alles ein bisschen bedeckter und klassischer und geradliniger.
Wie lange brauchst du am Morgen im Bad?
(Räuspert sich). Da muss ich jetzt ein bisschen lügen oder (lacht)? Nein, also meistens habe ich 15 Minuten. So für den Everydaylook, der eine lockere Frisur beinhaltet, Gesichtscreme, leichtes tägliches Makeup. Aber natürlich mit Lippenstift. Wenn ich an ein Fest gehe, dann brauche ich schon eine Stunde. Haare einlegen oder am Abend vorher eindrehen hab ich da jetzt nicht dazugezählt. Das macht man ja auch vorher. Aber alles in allem etwa eine Stunde.




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